In den vergangenen zwei Jahren verbesserte sich das Rendite-Risiko-Verhältnis für globale IG (Investment Grade)-Unternehmensanleihen stark. Einerseits reduzierte sich durch den massiven Zinsanstieg die Duration, während gleichzeitig die laufende Rendite (Carry) anstieg. Aktuell eröffnet sich Investoren die seltene Chance, sich eine attraktive Rendite bei einer sehr geringen Ausfallwahrscheinlichkeit zu sichern, wie sie für IG-Anleihen typisch ist. Für 2025 erwarten wir Renditen im Bereich der aktuellen Verzinsung, wobei sich durch einen Zinsrückgang die Chance auf zusätzliche Kursgewinne ergibt. Das erhöhte Leitzinsniveau sorgt für einen hohen Spielraum der Zentralbanken im Falle einer Konjunkturschwäche und versetzt diese in eine angenehme Ausgangslage. Sollten sich globale Wachstumsimpulse sowie die Inflation zurückentwickeln, könnte ein zusätzlich positiver Renditeeffekt durch tiefere Zinsen entstehen.
Die US-Zinskurve hat bereits begonnen, steiler zu werden, da das vordere Ende weiterhin eng an die Leitzinsaussichten gebunden ist, während die langfristigen Renditen aufgrund höherer Wachstums- und Inflationsaussichten gestiegen sind. In der Vergangenheit korrelierte eine erneute Versteilerung der Zinskurve stark mit Abflüssen aus Geldmarktfonds, da die Anleger einem Wiederanlagerisiko ausgesetzt sind, je länger sie mit der Suche nach besser rentierenden Anlagen warten. Da derzeit rekordverdächtige 6,5 Billionen Dollar in Geldmarktfonds geparkt sind, könnte ein weiterer Rückgang der Leitzinsen eine Umschichtung in IG-Anleihen auslösen.
Die Gesamtrenditen (USD: 5,2%, EUR: 3,2%) sind im Vergleich zu den historischen Durchschnittswerten nach wie vor hoch und bieten attraktive Einstiegsmöglichkeiten. Basierend auf den aktuellen Markteinschätzungen zur künftigen Form der Zinskurve wird erwartet, dass sich der Renditeunterschied zwischen IG-Unternehmensanleihen und Geldmarktfonds in den kommenden zwölf Monaten deutlich auf etwa 1,5% ausweiten wird. In Erwartung der ersten Zinssenkung durch die US-Notenbank haben sich die Zuflüsse in Fonds, die in hochqualitative Anleihen investieren, in diesem Jahr beschleunigt – und die starke Nachfrage dürfte angesichts der Kombination aus hohen Renditeniveaus und der Aussicht auf weitere Zinssenkungen anhalten.
Darüber hinaus ist eine graduelle Senkung des Leitzinses, wie sie derzeit von den Marktteilnehmern erwartet wird, für die Credit Spreads besser als ein scharfer Zinssenkungszyklus. Die geringere Unsicherheit in Bezug auf den Zinspfad wird die Volatilität der US-Treasuries niedrig halten. Dies dürfte zu einer geringen oder negativen Korrelation zwischen Zinsen und Spreads führen, was wiederum die risikobereinigten Renditen von Unternehmensanleihen verbessert, insbesondere im Vergleich zu Staatsanleihen.
Innerhalb des Universums der IG-Corporates verbesserte sich die zugrunde liegende Kreditqualität in den vergangenen Jahren erheblich. Die Rating-Heraufstufungen haben weiterhin die Herabstufungen übertroffen, was zu einem stetigen Rückgang des Anteils der Anleihen mit BBB-Rating geführt hat. Die positive Rating-Migration war das Ergebnis eines Rückgangs der Verschuldungsquoten seit den Höchstständen im Jahr 2020. Die Emittenten priorisierten den Schuldenabbau oder die Einbehaltung von Liquidität zur Stärkung ihrer Bilanzen, statt die Investitionen oder die Aktionärsrendite zu erhöhen. Zudem erwarten wir, dass die Verschuldung im Jahr 2025 nur durchschnittlich zunehmen wird. Auch die Aussichten für das Wirtschaftswachstum dürften einen entsprechenden Anstieg der Unternehmensgewinne begünstigen. Infolgedessen gehen wir davon aus, dass die Fundamentaldaten der Unternehmen in den nächsten Quartalen robust und stabil bleiben werden.
Die günstigen Zinsaussichten und die soliden Kreditfundamentaldaten sind somit ein überzeugendes Argument für Anleger, ihre Allokation in IG-Unternehmensanleihen aufzustocken. Da die Ausnahmestellung der USA in Bezug auf das Wirtschaftswachstum anhalten dürfte, bevorzugen wir Anleihen von US-Unternehmen mit einer starken Präsenz in ihrem Heimatmarkt. Wir halten weiterhin am Gesundheitssektor fest, da sich viele Unternehmen trotz der nach der Wahl unter Druck geratenen Bewertungen weiterhin auf dem Weg des Schuldenabbaus befinden. Wir bevorzugen auch weiterhin Banken, deren Rentabilität aufgrund des Kreditwachstums und einer steileren Zinskurve weiter steigen dürfte, während das regulatorische Umfeld freundlicher werden dürfte. In Europa bevorzugen wir nicht-zyklische gegenüber zyklischen Werten und setzen auf Sektoren wie Versorger und Telekommunikation.
Co-Autor: Krishna Tewari, Investment Strategist
