
Für eine bessere Ansicht der Tabellen bitte im Querformat drucken
FischView
Monatliches Update – Dezember 2020
von Beat Thoma
Zusammenfassung
- Die globale Konjunktur erholt sich weiter und die positiven Trends bestätigen sich immer deutlicher. Die starke Zunahme von Covid-19-Infektionen in den USA hat bisher nur eine marginale Bremswirkung. Zudem gehen die Fallzahlen in Europa deutlich zurück, was in absehbarer Zeit wieder Lockerungen der teilweise strikten Massnahmen erlauben sollte.
- Es stehen derzeit drei sehr wirksame Impfstoffe vor der Zulassung in den USA, und zwei Antikörper-Medikamente wurden von der US-Arzneimittelbehörde FDA bereits autorisiert. Der weltweite Einsatz dieser Wirkstoffe wird noch in diesem Jahr anlaufen.
- Politisch scheint sich die Lage in den USA zu entspannen. Präsident Trump hat nach längerem Zögern einem geordneten Übergabeverfahren der Regierungsgeschäfte jetzt formal zugestimmt.
- Zudem sind wichtige Schlüsselposten in der neuen Regierung besetzt. Hervorzuheben ist die Nominierung der ehemaligen US-Notenbank-Präsidentin Janet Yellen als Finanzministerin. Die Differenzen zwischen dem US-Finanzministerium und der Fed bezüglich einiger Stimulusprogramme dürften damit vom Tisch sein. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen können hier aufatmen.
- Das positive Umfeld wird durch eine Reihe kurzfristiger Frühindikatoren wie Kupferpreis, Geldmengenentwicklung und markttechnische Indikatoren bestätigt. Obwohl viele gute Neuigkeiten bereits in den Börsenkursen eingepreist sind, erwarten wir vorerst eine Fortsetzung des Aufwärtstrends bei Aktien und Unternehmensanleihen, wobei wir Zinsen neutral bewerten. Wir erhöhen entsprechend selektiv das Risiko in unseren Portfolios.
Hauptaussagen und wesentliche Änderungen
- Das Wirtschaftswachstum in den USA wurde bisher von der massiven zweiten Covid-19-Welle nur unwesentlich gebremst. Insbesondere geht die Arbeitslosigkeit kontinuierlich zurück. Der Häusermarkt bleibt ebenfalls in einer äusserst starken Verfassung und die Bargeldbestände der privaten Haushalte sind immer noch auf hohem Niveau. Damit ist ein solides Fundament für anhaltend hohen Güterkonsum und eine weitere Erholung der US-Konjunktur gelegt.
- Auch in China deuten sämtliche aktuellen Konjunkturindikatoren auf eine sehr robuste Entwicklung hin. Viele dieser Indikatoren liegen unterdessen deutlich über Vorkrisenniveau. China hat zudem einen positiven Einfluss auf viele Schwellenländer. Europa bildet global das Schlusslicht, allerdings sehen wir hier Aufholpotenzial. Viele europäische Unternehmen in bisherigen Covid-19-Problemsektoren dürften relativ gesehen stärker von den Impfstoffen und damit einem möglichen Ende der Pandemie profitieren.
- Die Impfstofflogistik steht vor grossen Herausforderungen, insbesondere in vielen Emerging Markets. Allerdings können zwei der drei vor der Zulassung stehenden Impfstoffe (von Moderna und AstraZeneca) bei normalen Kühlschranktemperaturen transportiert werden (statt bei minus 70 Grad Celsius). Das erleichtert die Verteilung ganz erheblich. Zudem können die mRNA-Impfstoffe (Pfizer/BioNTech und Moderna) schnell und in grossen Mengen produziert werden.
- Das freundliche globale Umfeld wird durch verschiedene kürzerfristige Indikatoren bestätigt. Der sehr konjunktursensitive Kupferpreis sowie andere Industriemetalle steigen weiter deutlich. Der Erdölpreis befindet sich ebenfalls wieder auf dem Weg nach oben. Der Energiesektor ist ein wichtiger Faktor für das globale Wachstum.
- Trotz dieser sehr günstigen Ausgangslage drohen potenzielle Gefahren. Ein weiter fallender US-Dollar könnte die Inflationserwartungen sowie die langfristigen Zinsen in den USA nach oben treiben und mittelfristig zu Problemen für die US-Notenbank führen. Die lockere Geldpolitik müsste gedrosselt werden und die Fed hätte weniger Handlungsspielraum.
- Allerdings sind die derzeitigen Trends beim US-Dollar, der Inflation und den langfristigen Zinsen noch sehr moderat. Kurzfristig führt ein schwächerer Dollar sogar zu einer erfolgreichen und gewünschten „Reflationierung“ des Systems und damit zu mehr Wirtschaftswachstum. Die Notenbanken tolerieren deshalb diese Trends und werden erst viel später einschreiten, wenn es die Märkte erzwingen beziehungsweise die Geldmultiplikatoren zu stark ansteigen.
- Ein weiteres Problem könnte der Wahlausgang im US-Bundesstaat Georgia mit einer möglichen resultierenden Mehrheit der Republikaner im Senat darstellen. Damit könnte es zu Blockaden im Kongress kommen. Allerdings wäre die Senatsmehrheit sehr knapp und es käme dann auf eine geschickte Verhandlungspolitik der Administration Biden an.
- Die Nominierung der ehemaligen Fed-Präsidentin Janet Yellen zur Finanzministerin ist ein Signal, dass der neue US-Präsident in der Lage ist, eine hochkarätige und effiziente Regierung zusammenzustellen. Yellens Wahl dürfte zudem die gefährlichen Differenzen zwischen Finanzministerium und Notenbank bereinigen. Hier stand ein Stimulusprogramm über bis zu USD 750 Milliarden für kleinere und mittlere Unternehmen ab Januar auf dem Spiel. Allerdings wurden seit Lancierung dieses Programms erst rund USD 30 Milliarden abgerufen. Der tatsächliche Einfluss auf die Konjunktur war daher limitiert und ein Wegfall wäre eher schädlich für die Investorenpsychologie und weniger für die Realwirtschaft.
- Die Chancen für ein weiteres staatliches Hilfspaket in den USA steigen mit der Wahl von Janet Yellen. Dagegen wird das riesige europäische Stimuluspaket von EUR 750 Milliarden derzeit von Polen und Ungarn blockiert. Wir gehen aber davon aus, dass die Europäische Zentralbank (EZB) hier mit verschiedenen Mitteln (unter anderem der Ausweitung des PEPP-Wertpapieraufkaufprogramms) die Blockade bis zu einer politischen Lösung überbrückt. Anfang Dezember geht die EZB zudem über die Bücher und wird neue geldpolitische Massnahmen präsentieren.
- Markttechnische Indikatoren signalisieren ein kurzfristig positives Bild für die Aktienmärkte. Die Marktbreite ist hoch und es findet eine gesunde Sektorrotation statt, die bisherige Covid-19-Verlierer favorisiert und damit für realistischere Bewertungen sorgt. Somit werden die bisherigen Verlierer teurer, während die Gewinner unter Druck kommen. Für kurzfristige Korrekturen kann dagegen die euphorische Marktstimmung sorgen, denn viele gute Neuigkeiten sind eingepreist.
- Die Trendstärke an vielen Märkten ist derzeit eher gering, weil sich positive und negative Faktoren (Geldpolitik, Inflationsgefahren, Erwartungen) teilweise ausgleichen. Dies könnte auch noch einige Zeit andauern.
- Die Bewertungen der Aktien- und Kreditmärkte sind absolut betrachtet teilweise hoch. Das tiefe Zinsniveau und die hohen Dividendenrenditen im Vergleich zu den Geldmarktzinsen relativieren allerdings das Bild.
- Das insgesamt günstige fundamentale, politische und monetäre Umfeld mit vorerst noch beschränkten Risiken bei der Zins- und Inflationsentwicklung erlaubt eine Positionierung mit leicht erhöhtem Risikoexposure in unseren Portfolios.
Themen auf dem Radar
Der US-Dollar könnte mittelfristig zu einem Spielverderber an den globalen Finanzmärkten werden. Eine zu deutliche Schwäche der US-Währung hätte höhere Inflationsraten und höhere langfristige Zinsen zur Folge und würde die Umsetzung einer anhaltend lockeren Geldpolitik behindern. Allerdings ist dieser Trend noch nicht weit fortgeschritten wie die folgende Grafik des handelsgewichteten Dollarindex (DXY) zeigt. Die US-Währung befindet sich noch immer in einer Konsolidierung und würde erst bei DXY-Kursen unter 90 wieder in einen Abwärtstrend übergehen. Grössere Probleme für die Finanzmärkte sind aber erst bei Kursen unter 85 zu erwarten.
Chart: US-Dollar neigt zur Schwäche und könnte Kettenreaktion auslösen

Quelle TradingEconomics
Zusammenfassung der FischView Modellergebnisse
USA | Europa | Japan | Asien ex-Japan | LatAm | CEEMA | Legende | |||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Aktien |
|
||||||||
Staatsanleihen |
|
||||||||
Credit Inv. Grade |
|
||||||||
Credit High Yield |
|
||||||||
Wandelanleihen |
|
||||||||
Rohstoffe | Energie: | Edelmetalle: | Indu. Met: |
Hinweise zu den Tabellen:
Hinweise zu den Tabellen: Änderungen zum Vormonat werden durch ↓ oder ↑ angezeigt. Z.B. bedeutet “O ↓”, dass das Feld im Vormonat mit “+” oder „++“ belegt war. Die genaue Methodologie, d.h. wie die Modellergebnisse berechnet werden und wie die verschiedenen Einzelelemente zur Gesamtsicht beitragen, wird hier erklärt. Bei den Staatsanleihen berücksichtigen wir die wichtigsten Anleihen jeder Region, z.B. Deutsche Bundesanleihen in Europa, sowie eine repräsentative Gruppe von Ländern jeweils in Lateinamerika, Asien ex-Japan und CEEMEA (Zentral- und Osteuropa, Naher Osten und Afrika).
Disclaimer
Die vorliegende Dokumentation dient lediglich zur Information und richtet sich ausschliesslich an institutionelle Anleger. Nicht institutionelle Anleger, die in Besitz dieser Dokumentation gelangen, werden gebeten, sie zu vernichten oder dem Absender zu retournieren. Dieses Dokument ist kein Emissionsprospekt und stellt weder eine Offerte noch ein Angebot zum Kauf von Finanzprodukten dar.
Bei der vorliegenden Dokumentation handelt es sich um eine Marketingunterlage und nicht um eine Finanzanalyse. Sie ist nicht in Einklang mit Rechtsvorschriften zur Förderung der Unabhängigkeit von Finanzanalysen erstellt worden und unterliegt auch keinem Verbot des Handels im Anschluss an die Verbreitung von Finanzanalysen.
DIE HISTORISCHE PERFORMANCE IST KEINE GARANTIE FÜR DIE ZUKÜNFTIGE ENTWICKLUNG.
Investitionen in Finanzprodukte sind mit Risiken verbunden. Potenziell droht ein Verlust des gesamten investierten Kapitals. Bezüglich der individuellen Risiken einer Anlage sei auf die jeweils gültigen Produktunterlagen verwiesen. Soweit die im Dokument enthaltenen Informationen aus externen Quellen stammen, kann Fisch Asset Management AG nicht garantieren, dass die Informationen richtig, vollständig und aktuell sind. Aussagen über zukünftige Entwicklungen und Schätzungen basieren auf Annahmen, die möglicherweise falsch sind, sich ändern können oder auf vereinfachten Modellen beruhen. Fisch weiss nicht, ob ihre Aussagen über zukünftige Entwicklungen eintreffen. Es ist auch möglich, dass Fisch ihre Meinung über eine zukünftige Entwicklung ändert. In diesem Fall wird Fisch niemanden über die Meinungsänderung informieren. Fisch weist ausdrücklich darauf hin, dass dieses Dokument nicht für private Anleger bestimmt ist und empfiehlt institutionellen Anlegern, sich vorgängig von Finanz-, Rechtsund Steuerexperten beraten zu lassen, die ihre individuelle Situation und das Produkt kennen. Dieses Dokument richtet sich insbesondere nicht an US-Personen (private oder institutionelle) im Sinne der FATCA-Gesetzgebung oder gemäss der SEC-Definition. USPersonen dürfen in keinen Anlagefonds investieren, der von Fisch verwaltet wird und Fisch ist auch nicht berechtigt, Mandate von US-Personen zu verwalten. Erfährt Fisch, dass eine US-Person in ein von ihr verwaltetes Produkt investiert ist, wird sie die Fondsleitung und gegebenenfalls weitere Personen informieren, verbunden mit der Aufforderung, dass die US-Person das Produkt verkauft. Fisch hat die Lagerung und Archivierung von Firmendaten an eine spezialisierte Drittfirma übertragen. Das Outsourcing beschränkt sich auf die Lagerung und Archivierung von Daten und erfolgt im Ausland. Die Bearbeitung der Daten bleibt firmenintern und wird nicht ausgelagert. Die Tätigkeit der spezialisierten IT-Firma umfasst im Wesentlichen die Aufsetzung und den Unterhalt der entsprechenden Server. Aufsichtsbehörde und Prüfgesellschaft sind von Fisch über die Auslagerung informiert worden und die datenschutz- und aufsichtsrechtlichen Anforderungen werden erfüllt. Fisch lehnt jede Haftung ab für Schäden, die direkt oder indirekt aus diesem Dokument abgeleitet werden.