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FischView

Monatliches Update – Dezember 2021


von


Beat Thoma,
Chief Investment Officer

T +41 44 284 24 03

Zusammenfassung: Omicron – Fluch oder Segen?

  • Die neue Covid-19-Virusvariante „Omicron“ verunsichert die Finanzmärkte.
  • Das allgemeine konjunkturelle Umfeld ist derzeit aber global robust. Die Inflationsdynamik dürfte auch aufgrund niedrigerer Energiepreise bald nachlassen.
  • Omicron könnte für Wirtschaftswachstum und Inflation gefährlich sein, aber es sind auch positive Effekte für die Finanzmärkte möglich, wie eine Lockerung der Geldpolitik und neue staatliche Stimulusprogramme falls nötig.
  • Die Omicron-Infektionen haben vermutlich mehrheitlich nur milde Verläufe. Dies könnte eine beschleunigte Durchseuchung ohne eine Überlastung der Gesundheitssysteme zur Folge haben.
  • Eine temporäre Dämpfung der Aktien- und Kreditmärkte könnte mittelfristig Kaufgelegenheiten bieten.
  • Der Zinsaufwärtstrend ist momentan abgeschwächt, aber struktureller Aufwärtsdruck bleibt.
  • Auf den Euro wirken vorerst weiter verschiedene negative Faktoren, wobei wir mittelfristig mit einer Stabilisierung rechnen.

Wesentliche Änderungen gegenüber dem Vormonat

  • Die neue Covid-19-Variante „Omicron“ bringt eine unerwartete Verschärfung der Pandemiesituation. Mutationen am Virus sorgen anscheinend für eine schnellere Infektionsrate und möglicherweise Resistenzen gegen die bisherigen Impfungen und Antikörper bei Genesenen.
  • Allerdings zeichnen sich auch eine Reihe positiver Faktoren ab: die Infektionsverläufe sind möglicherweise mild und würden eine hohe Durchseuchung der Bevölkerung ohne Überlastung der Gesundheitssysteme erlauben. Omicron könnte damit zumindest bei Ungeimpften die Impfung überflüssig machen und paradoxerweise ein schnelleres Ende der Pandemie begünstigen. Die seit kurzem verfügbaren Antikörper-Medikamente (Merck, Pfizer) wirken gemäss Herstelleraussagen auch bei der stark mutierten Virusvariante unvermindert gut.
  • Ausgehend von einem weltweit robusten konjunkturellen Umfeld und bereits nachlassender Inflationsdynamik aufgrund von wieder tieferen Energiepreisen haben die Notenbanken und Regierungen noch einigen Spielraum, die Geldpolitik wieder zu lockern und zusätzliche Stimulusprogramme zu starten. Allerdings hat die Fed soeben eine mögliche weitere Straffung ab Dezember kommuniziert und scheint damit im Moment keine negativen konjunkturellen Folgen einer möglichen erneuten Pandemiewelle zu befürchten.
  • Lieferkettenprobleme beginnen sich global bereits abzuschwächen. Sie lindern damit den Inflationsdruck und begünstigen das Wirtschaftswachstum, allerdings ist hier eine mögliche Verschlechterung der Lage wegen Omicron vorübergehend nicht auszuschliessen.
  • Insgesamt ist es damit sehr gut möglich, dass die negativen Einflüsse der Omicron-Variante einigermassen begrenzt bleiben. Die USA dürften zudem aufgrund einer offeneren Pandemiepolitik sowie höheren Impf- und Durchseuchungsraten etwas weniger stark betroffen sein als Europa.

Aktuelle Lage und Positionierung

  • Aktuell belastet insbesondere die allgemeine Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Covid-19-Pandemie die Finanzmärkte. Das fundamentale Umfeld sowie die Geldpolitik sind dagegen weiterhin global sehr unterstützend.
  • Die negativen Auswirkungen der neuen Virusvariante dürften aus den oben genannten Gründen mit einiger Wahrscheinlichkeit beschränkt bleiben, beziehungsweise sich positive und negative Faktoren an den Börsen gegenseitig mehrheitlich aufheben. Bei einer Verbesserung der Informationslage rechnen wir mit einer schnellen Beruhigung der Märkte.
  • Unser Makromodell signalisierte aufgrund von Basiseffekten und einer antizipierten leichten Straffung der Geldpolitik bereits vor den jüngsten Omicron-Neuigkeiten eine leichte Abnahme der konjunkturellen Dynamik. Dies führt zu entsprechend tieferen Scores im neutralen Bereich für die Aktien- und Kreditmärkte. Dementsprechend kam es auch zu einer Reduktion bei den Vorhersagen für die langfristigen Zinsen. Hier sehen wir zwar weiterhin Aufwärtsdruck, aber weniger stark als zuvor. Diese Einschätzung wird auch durch sich abschwächende Trendsignale aus unserem Trendmodell bestätigt.
  • Trotzdem ist eine Rezession oder eine Stagflation weiterhin nicht das wahrscheinlichste Szenario. Eine Stagflation kann jedoch nicht vollständig ausgeschlossen werden, insbesondere wenn Omicron eine starke Bremswirkung auf die Konjunktur hätte und gleichzeitig die Lieferkettenproblematik und die Inflation verstärkt. Die hohen Bargeldbestände der privaten Haushalte weltweit, welche den Konsum auch bei einem verschärften Pandemieverlauf stützen, sollten hier das Schlimmste verhindern.
  • Die Fed könnte ihre Geldpolitik in den kommenden Wochen wieder vermehrt auf die Erreichung von Vollbeschäftigung fokussieren und weniger auf die vor kurzem begonnene moderate Inflationsbekämpfung, falls eine Eskalation der Omicron-Ausbreitung dies erfordern würde. Die Eurozone hat jetzt schon eine tiefere Inflation als die USA und somit kann die EZB monetär locker bleiben. Auch dies wirkt einem potenziellen globalen Stagflationsszenario entgegen. Allerdings ist die Interventionseffizienz der Notenbanken ganz generell heute tiefer als noch zu Beginn der Pandemie.
  • Beim Euro wirken eine erwartete stärkere Straffung der Geldpolitik der Fed gegenüber der EZB tendenziell kursdämpfend. Zudem ist Europa stärker von einer möglichen Abkühlung der Konjunktur insbesondere auch in China betroffen. Auch dies wirkt in nächster Zeit eher negativ auf den Euro. Allerdings werden die aktuell tiefen Eurokurse das konjunkturelle Wachstum und die Inflation in der Eurozone relativ zu den USA tendenziell verstärken. Dies zusammen mit einer deshalb wieder restriktiveren Geldpolitik der EZB sowie tieferen Gas- und Erdölpreisen würden mittelfristig wieder für eine Stabilisierung oder sogar höhere Eurokurse sprechen.

Themen auf dem Radar

Die Grafik zeigt eine sehr interessante Entwicklung bei den Zinsen für langfristige Staatsanleihen in den USA: Der Zinssatz für 30-jährige Anleihen (grüne Linie, Skala rechts, 1.86%) ist in den vergangen Monaten deutlich stärker von den Höchstwerten im April gefallen als der Zins für 10-jährige Anleihen (blaue Linie, Skala links, 1.44%). Damit hat sich die US-Zinskurve im Bereich 10/30-Jahre deutlich abgeflacht.

Eine derartige Abflachung signalisiert ein tiefe oder sogar fallende Inflationserwartung der Marktteilnehmer für die nächsten Jahre. Denn relativ tiefe 30-jährige Zinsen sind ein Zeichen hohen Vertrauens in die langfristige Geldwertstabilität.

Das kurze Ende der US-Zinskurve bleibt dagegen steil, d.h. die Zinsen für 10-jährige Staatsanleihen liegen deutlich höher als die 2-jährigen. Und dies signalisiert wiederum eine robuste Konjunktur. Insgesamt bestätigt damit die US-Zinskurvenstruktur ein für die Finanzmärkte positives „Goldilocks-Umfeld“, d.h. solides Wirtschaftswachstum bei moderaten Inflationserwartungen.

Dieser Trend zu relativ tiefen 30-jährigen Zinsen und damit rückläufigen Inflationserwartungen könnte am nächsten Fed-Policy-Meeting Mitte Dezember verstärkt werden. Falls die Fed aufgrund besserer Arbeitsmärkte und immer noch hoher aktueller Inflationsraten ihre Geldpolitik weiter straffen würde (also das Tapering verstärkt), ist eine weitere Abflachung der Zinskurve am langen Ende sehr gut möglich.
Eine weitere Straffung der Geldpolitik durch die Fed wird zwar derzeit für Dezember erwartet, allerdings nur solange sich die Omicron-Variante nicht allzu stark negativ bemerkbar macht.

Chart: Abflachende Zinskurve am langen Ende signalisiert tiefe Inflationserwartungen

Quelle   TradingEconomics

Hinweise zu den Tabellen:

Hinweise zu den Tabellen: Änderungen zum Vormonat werden durch ↓ oder ↑ angezeigt. Z.B. bedeutet “O ↓”, dass das Feld im Vormonat mit “+” oder „++“ belegt war. Die genaue Methodologie, d.h. wie die Modellergebnisse berechnet werden und wie die verschiedenen Einzelelemente zur Gesamtsicht beitragen, wird hier erklärt. Bei den Staatsanleihen berücksichtigen wir die wichtigsten Anleihen jeder Region, z.B. Deutsche Bundesanleihen in Europa, sowie eine repräsentative Gruppe von Ländern jeweils in Lateinamerika, Asien ex-Japan und CEEMEA (Zentral- und Osteuropa, Naher Osten und Afrika).

Beat Thoma,
Chief Investment Officer

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