
Für eine bessere Ansicht der Tabellen bitte im Querformat drucken
FischView
Monatliches Update – Juli 2022
von Beat Thoma
Zusammenfassung: Monetärer Gegenwind
- Die Konjunktur in den USA und in Europa kühlt sich weiter deutlich ab. Verschiedene Indikatoren deuten aber bisher nicht auf eine Rezession hin, sondern auf ein „Soft-Landing“.
- Die Inflationsraten sind derzeit zwar noch hoch, aber wir rechnen bald mit einer deutlichen Entspannung.
- Hingegen haben bereits jetzt stabile bzw. sogar leicht sinkende Inflationserwartungen positive Auswirkungen auf die Finanzmärkte und die künftige Geldpolitik.
- Die US-Notenbank scheint uns deshalb aktuell zu aggressiv vorzugehen. Es besteht die Gefahr einer „policy mistake“.
- Die EZB zieht die Zügel dagegen nur sehr massvoll an und kündigt ein „Anti-Fragmentierungs-Tool“ zur Unterstützung der Euroländer in der Peripherie an. Dies hat vorerst positive Auswirkungen auf die Staatsanleihenmärkte.
- Die Marktstimmung hat historisch extrem negative Niveaus erreicht. Eine technische Erholung an den Aktien- und Kreditmärkten ist deshalb wahrscheinlich. Mittelfristig bleibt aber der Abbau der Fed-Bilanz ein starker Belastungsfaktor.
- Ein stark asymmetrisches Verhältnis zwischen Chancen und Risiken bleibt damit bestehen. Im Ukrainekrieg zeichnet sich zudem weiter keine Entspannung ab.
Wesentliche Änderungen gegenüber dem Vormonat
- Nach einer kurzen Stabilisierung kühlt sich die Konjunktur in den USA und EU aktuell deutlich ab. Allerdings signalisieren verschiedene Indikatoren bisher keine Rezession.
- Dagegen verbessert sich die Lage in China und Japan. Auf globaler Ebene wirkt dies teilweise ausgleichend.
- Die Fed hat ihre Geldpolitik überraschend weiter verschärft. Sie hat die Zinsen um 75 Basispunkte angehoben und den geplanten Bilanzabbau bekräftigt. Mittelfristig könnte sich dies als eine zu restriktive Geldpolitik erweisen und eine sogenannte „policy mistake“ darstellen.
- Die EZB wird zwar ab Ende Juli die Leitzinsen erhöhen, bleibt aber wesentlich weniger restriktiv als die Fed. China und Japan lockern ihre Geldpolitik dagegen weiter und wirken damit nicht nur konjunkturell, sondern auch geldpolitisch global ausgleichend.
- Zudem hat die EZB ein „Anti-Fragmentierungs-Tool“ angekündigt. Damit will sie verhindern, dass die Zinsen in den Euro-Peripheriestaaten weiter ansteigen. Bereits die Ankündigung dieses Plans hat zu einer Beruhigung bei den langfristigen Zinsen in Italien und Spanien geführt, was vorerst eine hohe Wirksamkeit belegt. Die über diese Methode in Staatsanleihen der Peripheriestaaten investierten Gelder werden zudem „sterilisiert“. Das heisst, die EZB verkauft oder emittiert andere Wertpapiere, um die Geldmenge insgesamt nicht zu erhöhen. Damit dürfte insgesamt ein für den Euro positiver Einfluss entstehen.
- Aktuell wirken die abkühlende Konjunktur, restriktivere Geldpolitik, niedrigere Geldmengendynamik, Basiseffekte und abnehmende Lieferkettenprobleme in China aufgrund der Lockerung der Covid-Massnahmen inflationsdämpfend. Insgesamt könnte es deshalb in den kommenden Monaten zu positiven Überraschungen bei der Inflationsentwicklung kommen.
- Der Ukrainekrieg bleibt ein Belastungsfaktor für die Finanzmärkte. Es ist weiterhin keine Entspannung sichtbar. Im Gegenteil könnte sich Weissrussland in absehbarer Zeit in den Konflikt einschalten und damit für zusätzliche Unsicherheit sorgen.
Aktuelle Lage und Positionierung
- Wir rechnen vorerst nicht mit einer Rezession. Aktuelle und vorauseilende Konjunkturindikatoren wie Auftragseingänge, Konsumausgaben und die noch steile Zinskurvenstruktur deuten aktuell auf genügend Konjunkturmomentum. Zudem entwickeln sich die Unternehmensgewinne trotz Wirtschaftsabschwächung sehr solide. Selbst bei einer milden Rezession dürfte dies zumindest dem Aktienmarkt und Unternehmensanleihen eine gewisse Stütze verleihen.
- In den USA schwächen sich der Arbeits- und Immobilienmarkt zwar leicht ab. Das hat aber noch keinen starken negativen Einfluss auf die Konjunktur, dämpft aber die Inflation und insbesondere die Inflationserwartungen. Der Immobilienmarkt ist seit einiger Zeit überhitzt. Aber die Lage ist in keiner Art und Weise mit der Subprime-Krise der Jahre 2007 und 2008 zu vergleichen. Die heutige Marktstruktur ist solider und die Abkühlung gesund.
- Die steigenden Zinsen belasten zwar den Güterkonsum, aber fallende Inflationsraten führen zu einer Entlastung der Konsumenten, was das Rezessionsrisiko zusätzlich dämpft.
- Die Notenbanken behalten weiterhin die Kontrolle über die Inflationserwartungen und damit auch über das Vertrauen in die langfristige Geldwertstabilität und das konjunkturelle Wachstum.
- Die Zinskurvenstruktur bleibt der wichtigste und zuverlässigste Frühindikator. Eine weitere Abflachung wäre ein Rezessionssignal und eine steilere Kurve am langen Ende ein gefährliches Signal steigender Inflationserwartungen.
- Kurzfristig könnten sich „Risky Assets“ erholen, da viel Negatives eingepreist ist (beispielsweise eine milde Rezession) und deshalb bei teilweise günstigen Bewertungen Raum für positive Überraschungen besteht. Die langfristigen Zinsen dürften konsolidieren. Mittelfristig verbleibt aber wegen dem Bilanzabbau der Fed ein von vielen Marktteilnehmern unterschätzter Belastungsfaktor. Ein potenzielle Markterholung in den kommenden Wochen bleibt deshalb „eine Ruhe vor dem Sturm“.
Themen auf dem Radar
Die globalen Aktienmärkte haben in den vergangenen Wochen stark korrigiert und notieren teilweise auf dem Niveau von 2016 (siehe Grafik EuroStoxx 600). Damit wurde eine markttechnisch starke Unterstützungszone erreicht.
Die Unternehmensgewinne sind heute aber wesentlich höher als damals. Das KGV des S&P 500 Index liegt aktuell bei moderaten 19 und ohne Technologiewerte bei 13. Damit wird bereits eine milde Rezession eingepreist.
Da somit die Erwartungen tief sind und gleichzeitig die Bewertungen der Aktienmärkte moderat sind, kann es in den kommenden Wochen zu einer technischen Erholung kommen. Allerdings bleibt der Abbau der Fed-Bilanz („Quantitative Tightening“) ein extrem starker monetärer Belastungsfaktor, der spätestens ab dem vierten Quartal dieses Jahres zu einem deutlichen Sauerstoffmangel an den Börsen führen dürfte.
Im Fall einer Markterholung in den kommenden Wochen würde sich deshalb in den USA ein sehr ähnliches Umfeld wie im Jahr 1987 ergeben. Damals hatte die Fed die Zinsen von März bis Oktober wegen hoher Inflation deutlich angehoben. Gleichzeitig stiegen die Aktienmärkte. Die daraus entstandene monetäre Spannung entlud sich in einem Börsencrash, bei dem der Dow Jones am „Black Monday“ um 22% einbrach. Die Fed reagierte mit massiven Liquiditätsspritzen und verhinderte damit weitere Probleme. Es kam auch zu keiner Rezession.
Chart: Aktienmärkte haben schon stark korrigiert (Beispiel EuroStoxx 600)

Quelle Tradingeconomics
Zusammenfassung der FischView Modellergebnisse
USA | Europa | Japan | Asien ex-Japan | LatAm | CEEMA | Legende | |||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Aktien |
|
||||||||
Staatsanleihen |
|
||||||||
Credit Inv. Grade |
|
||||||||
Credit High Yield |
|
||||||||
Wandelanleihen |
|
||||||||
Rohstoffe | Energie: | Edelmetalle: | Indu. Met: |
Hinweise zu den Tabellen:
Hinweise zu den Tabellen: Änderungen zum Vormonat werden durch ↓ oder ↑ angezeigt. Z.B. bedeutet “O ↓”, dass das Feld im Vormonat mit “+” oder „++“ belegt war. Die genaue Methodologie, d.h. wie die Modellergebnisse berechnet werden und wie die verschiedenen Einzelelemente zur Gesamtsicht beitragen, wird hier erklärt. Bei den Staatsanleihen berücksichtigen wir die wichtigsten Anleihen jeder Region, z.B. Deutsche Bundesanleihen in Europa, sowie eine repräsentative Gruppe von Ländern jeweils in Lateinamerika, Asien ex-Japan und CEEMEA (Zentral- und Osteuropa, Naher Osten und Afrika).
Anlageklassen-Präferenzen
Diese Tabelle kombiniert Top-Down-Perspektiven mit Bottom-Up-Analysen auf Portfolioebene.
Most preferred | Least preferred | |
---|---|---|
Wandelanleihen |
|
|
Global Corporates IG |
|
|
Global Corporates |
|
|
Global High Yield |
|
|
Emerging Market Corporates – Defensiv |
|
|
Emerging Market Corporates – Opportunistisch, Dynamisch |
|
|
Hinweis: Die bevorzugten bzw. am wenigsten bevorzugten Sektoren können sich je nach Anlageklasse aufgrund ihrer jeweiligen Performancetreiber unterscheiden. Insbesondere ist bei Wandelanleihen das Equity Exposure ein Schlüsselfaktor für die Wertentwicklung, während dieser Faktor für Unternehmensanleihen keine Relevanz besitzt.
Disclaimer
Die vorliegende Dokumentation dient lediglich zur Information und richtet sich ausschliesslich an institutionelle Anleger. Nicht institutionelle Anleger, die in Besitz dieser Dokumentation gelangen, werden gebeten, sie zu vernichten oder dem Absender zu retournieren. Dieses Dokument ist kein Emissionsprospekt und stellt weder eine Offerte noch ein Angebot zum Kauf von Finanzprodukten dar.
Bei der vorliegenden Dokumentation handelt es sich um eine Marketingunterlage und nicht um eine Finanzanalyse. Sie ist nicht in Einklang mit Rechtsvorschriften zur Förderung der Unabhängigkeit von Finanzanalysen erstellt worden und unterliegt auch keinem Verbot des Handels im Anschluss an die Verbreitung von Finanzanalysen.
DIE HISTORISCHE PERFORMANCE IST KEINE GARANTIE FÜR DIE ZUKÜNFTIGE ENTWICKLUNG.
Investitionen in Finanzprodukte sind mit Risiken verbunden. Potenziell droht ein Verlust des gesamten investierten Kapitals. Bezüglich der individuellen Risiken einer Anlage sei auf die jeweils gültigen Produktunterlagen verwiesen. Soweit die im Dokument enthaltenen Informationen aus externen Quellen stammen, kann Fisch Asset Management AG nicht garantieren, dass die Informationen richtig, vollständig und aktuell sind. Aussagen über zukünftige Entwicklungen und Schätzungen basieren auf Annahmen, die möglicherweise falsch sind, sich ändern können oder auf vereinfachten Modellen beruhen. Fisch weiss nicht, ob ihre Aussagen über zukünftige Entwicklungen eintreffen. Es ist auch möglich, dass Fisch ihre Meinung über eine zukünftige Entwicklung ändert. In diesem Fall wird Fisch niemanden über die Meinungsänderung informieren. Fisch weist ausdrücklich darauf hin, dass dieses Dokument nicht für private Anleger bestimmt ist und empfiehlt institutionellen Anlegern, sich vorgängig von Finanz-, Rechtsund Steuerexperten beraten zu lassen, die ihre individuelle Situation und das Produkt kennen. Dieses Dokument richtet sich insbesondere nicht an US-Personen (private oder institutionelle) im Sinne der FATCA-Gesetzgebung oder gemäss der SEC-Definition. USPersonen dürfen in keinen Anlagefonds investieren, der von Fisch verwaltet wird und Fisch ist auch nicht berechtigt, Mandate von US-Personen zu verwalten. Erfährt Fisch, dass eine US-Person in ein von ihr verwaltetes Produkt investiert ist, wird sie die Fondsleitung und gegebenenfalls weitere Personen informieren, verbunden mit der Aufforderung, dass die US-Person das Produkt verkauft. Fisch hat die Lagerung und Archivierung von Firmendaten an eine spezialisierte Drittfirma übertragen. Das Outsourcing beschränkt sich auf die Lagerung und Archivierung von Daten und erfolgt im Ausland. Die Bearbeitung der Daten bleibt firmenintern und wird nicht ausgelagert. Die Tätigkeit der spezialisierten IT-Firma umfasst im Wesentlichen die Aufsetzung und den Unterhalt der entsprechenden Server. Aufsichtsbehörde und Prüfgesellschaft sind von Fisch über die Auslagerung informiert worden und die datenschutz- und aufsichtsrechtlichen Anforderungen werden erfüllt. Fisch lehnt jede Haftung ab für Schäden, die direkt oder indirekt aus diesem Dokument abgeleitet werden.