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FischView
Monatliches Update – März 2022
von Beat Thoma
Zusammenfassung: Realistische Markterwartungen
- Global sehen wir weiterhin eine insgesamt solide Konjunkturentwicklung sowie erste Anzeichen einer Stabilisierung des Wirtschaftswachstums nach der leichten Abkühlung in den vergangenen Monaten.
- Der Inflationstrend steht weltweit kurz vor dem Höhepunkt. Wir erwarten in den kommenden Quartalen deutlich tiefere Inflationsraten.
- Notenbanken behalten vorerst die Kontrolle und ihre Glaubwürdigkeit. Die Marktteilnehmer erwarten nur einen moderaten Inflations- und Zinsanstieg.
- Es findet eine weitere Straffung der Geldpolitik weltweit und ein Auslaufen der Anleihenkaufprogramme (QE) in den kommenden Monaten statt.
- Wir erwarten eine deutliche Verschärfung der Zentralbanken-Rhetorik. Die Märkte haben aber bereits vieles vorweg genommen und eingepreist.
- Die aktuelle Eskalation der Ukraine-Krise ist ebenfalls teilweise schon eingepreist. Politische Krisen hatten historisch stets nur wenig langfristigen Einfluss.
- Insgesamt sehen wir weiterhin realistische Einschätzungen der monetären und politischen Gefahren durch die Marktteilnehmer und damit ein solides markttechnisches Umfeld.
Wesentliche Änderungen gegenüber dem Vormonat
- Die grundsätzlich solide globale konjunkturelle Entwicklung kühlte sich in den vergangenen Monaten aufgrund der starken Ausbreitungswelle der Omikron-Variante sowie höherer Inflation und damit sinkendem Konsumentenvertrauen moderat ab. Aktuell deuten verschiedene Indikatoren jedoch wieder auf eine Stabilisierung und wegfallende Belastungsfaktoren hin, insbesondere in Europa.
- Wir gehen davon aus, dass die Inflationsraten global ihren Höhepunkt erreicht haben und in absehbarer Zeit wieder fallen werden. Gründe dafür sind wegfallende Lieferkettenprobleme, zunehmende Basiseffekte, deutlich abnehmendes Geldmengenwachstum und eine leichte Beruhigung der konjunkturellen Entwicklung sowie eine leichte Entspannung an den überhitzten Arbeitsmärkten.
- Die anhaltende Abflachungstendenz der Zinskurven signalisiert weiterhin nur moderate Inflationserwartungen sowie hohes Vertrauen in die Geldwertstabilität und die Glaubwürdigkeit der Zentralbankenpolitik.
- Die US-Notenbank Fed bleibt auf einem gut kommunizierten, moderaten Straffungspfad. Die EZB hat hingegen ihre an ihrer letzten Pressekonferenz angedeuteten möglichen Zinsanhebungsschritte mittlerweile sogar wieder etwas relativiert.
- Insgesamt bleibt damit die Liquidität im Finanzsystem ausreichend hoch, insbesondere auch aufgrund steigender Kreditimpulse und Geldschöpfung im privaten Bankensystem.
- Die zwar starken Kursbewegungen, aber trotzdem nicht extrem panischen Reaktionen beim US-Dollar, an den Aktienmärkten, bei den langfristigen Zinsen sowie beim Erdölpreis zu Beginn der jüngsten Eskalationsphase des Russland/Ukraine-Konflikts belegen zudem eine vorerst noch robuste markttechnische Verfassung der Finanzmärkte: Stark negative Meldungen haben nur einen beschränkten Einfluss.
Aktuelle Lage und Positionierung
- Unser Basisszenario bleibt weiterhin eine Kombination aus global solidem konjunkturellen Wachstum, abnehmendem Inflationsdruck (insbesondere auch in Europa) und einer kontrollierten Straffung der Geldpolitik. Der Russland/Ukraine-Konflikt dürfte trotz der aktuellen Eskalation mittel- bis längerfristig nur einen beschränkt negativen Einfluss auf die globalen Finanzmärkte haben. Historisch hatten politische Krisen stets kaum langfristige Auswirkungen auf die Börsen.
- Zudem wirken noch für längere Zeit eine Reihe von Faktoren strukturell positiv: hohe Bargeldbestände der privaten Haushalte, hohe Auftragseingänge in der Industrie, global abnehmende Lieferkettenprobleme, tiefe Lagerbestände, wieder steigende US-Erwerbsquoten und starke Kreditimpulse im privaten Bankensystem.
- Vorerst erwarten wir keine Überreaktion („policy mistake“) der Zentralbanken auf die aktuell hohen Inflationsraten, sondern eine gut kontrollierte graduelle Anhebung der Zinsen und ein Auslaufen der Anleihenaufkaufprogramme. Zudem dürfte die US-Notenbank noch in diesem Jahr mit einer Reduktion ihrer Bilanz (QT) beginnen, wobei auch diese Schritte rechtzeitig kommuniziert werden dürften und teilweise schon in Markterwartungen enthalten sind.
- Der sogenannte „Fed-Put“ bleibt aber weiterhin bestehen, allerdings mit tieferem Strike Price. Die US-Notenbank (aber auch die EZB) dürfte deshalb bei einer potenziell zu starken konjunkturellen Abschwächung oder Börsenunruhen auch zukünftig ihre restriktivere Geldpolitik sofort wieder lockern. Im aktuellen Zentralbankmodus dürften vorübergehend allerdings auch eine deutlich höhere Volatilität und etwas stärkere Markrückgänge toleriert werden. Die aktuelle Abflachungstendenz der Zinskurven ist aber ein Warnsignal für die Fed und ein guter Grund, die Geldpolitik nicht übermässig stark zu straffen.
- Aufgrund der mittel- bis längerfristig zu erwartenden Inflations- und Wirtschaftswachstumsraten in den USA (im Bereich von jeweils 2.5% bis 3%) erachten wir Fed Funds Zinsen von 2.5% („Terminal Rate“) im Verlauf des Jahres 2023 als sehr realistisch. Dies würde für die 10-jährigen Anleihen ein Niveau von 2.8% bis 3.5% ergeben und läge damit im Bereich des letzten Straffungszyklus der Fed in den Jahren 2016 bis 2019. Bei der EZB erwarten wir dagegen eine langsamere Gangart, mit ersten Zinserhöhungen erst Ende 2022.
- Mit der aktuell kommunizierten und bereits umgesetzten Geldpolitik dürften die Inflationsentwicklung und die diesbezüglichen Erwartungen weltweit unter Kontrolle bleiben. Insbesondere in Asien und Australien ist die Inflation bereits jetzt sehr moderat. Damit drohen weiterhin keine ausgeprägten Lohn-Preis-Spiralen.
- Die Markttechnik und das Marktverhalten sind aktuell positiv. Die Finanzmärkte verhalten sich, als wäre die Geldpolitik bereits gestrafft und die Zinsen mehrmals erhöht worden. Viel Negatives ist damit bereits eingepreist und die Erwartungen erscheinen realistisch. Insgesamt besteht damit weiterhin ein Potenzial für positive Überraschungen sowohl an den Aktienmärkten wie auch bei den Zinsen und den Kreditmärkten.
Themen auf dem Radar
Die Grafik zum „Los Angeles Port Traffic“ zeigt, dass die täglichen durchschnittlichen Tage der Schiffe vor Anker und an ihren Liegeplätzen massiv sinkt. Dies ist neben vielen anderen Indikatoren ein deutlicher Beleg, dass die globalen Lieferkettenprobleme sehr stark abnehmen.
Diese Entspannung wirkt einerseits inflationsdämpfend und gleichzeitig global wachstumsfördernd und hat damit ausserordentlich vorteilhafte Auswirkungen auf die Aktien- und Zinsmärkte.
Zudem wird dadurch auch den Notenbanken ihre Aufgabe erleichtert, gleichzeitig für Vollbeschäftigung und hohe Geldwertstabilität zu sorgen. Dies ist ein grundsätzlicher Unterschied zu den Entwicklungen in den 1970er-Jahren mit den grossen Zielkonflikten für die Geldpolitik.
Chart: Die Lieferkettenprobleme nehmen ab und die globale Lage entspannt sich deutlich

Quelle Longview Economics
Zusammenfassung der FischView Modellergebnisse
USA | Europa | Japan | Asien ex-Japan | LatAm | CEEMA | Legende | |||
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Aktien |
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Staatsanleihen |
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Credit Inv. Grade |
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Credit High Yield |
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Wandelanleihen |
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Rohstoffe | Energie: | Edelmetalle: | Indu. Met: |
Hinweise zu den Tabellen:
Hinweise zu den Tabellen: Änderungen zum Vormonat werden durch ↓ oder ↑ angezeigt. Z.B. bedeutet “O ↓”, dass das Feld im Vormonat mit “+” oder „++“ belegt war. Die genaue Methodologie, d.h. wie die Modellergebnisse berechnet werden und wie die verschiedenen Einzelelemente zur Gesamtsicht beitragen, wird hier erklärt. Bei den Staatsanleihen berücksichtigen wir die wichtigsten Anleihen jeder Region, z.B. Deutsche Bundesanleihen in Europa, sowie eine repräsentative Gruppe von Ländern jeweils in Lateinamerika, Asien ex-Japan und CEEMEA (Zentral- und Osteuropa, Naher Osten und Afrika).
Anlageklassen-Präferenzen
Diese Tabelle kombiniert Top-Down-Perspektiven mit Bottom-Up-Analysen auf Portfolioebene.
Most preferred | Least preferred | |
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Wandelanleihen |
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Global Corporates IG |
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Global Corporates |
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Global High Yield |
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Emerging Market Corporates – Defensiv |
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Emerging Market Corporates – Opportunistisch |
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Hinweis: Die bevorzugten bzw. am wenigsten bevorzugten Sektoren können sich je nach Anlageklasse aufgrund ihrer jeweiligen Performancetreiber unterscheiden. Insbesondere ist bei Wandelanleihen das Equity Exposure ein Schlüsselfaktor für die Wertentwicklung, während dieser Faktor für Unternehmensanleihen keine Relevanz besitzt.
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