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FischView
Monatliches Update – November 2021
von Beat Thoma
Zusammenfassung: „Goldilocks light“
- Kombination aus global solidem Wirtschaftswachstum, lockerer Geldpolitik und kontrollierter Inflationsentwicklung besteht weiterhin
- „Goldilocks light“-Umfeld und vorerst kein Stagflationsszenario in Sicht
- Inflation durch unterschiedliche Faktoren getrieben: kurz- bis mittelfristige Dämpfung, aber längerfristig struktureller Aufwärtsdruck
- Notenbanken haben Lage derzeit noch gut unter Kontrolle – Straffung der sehr lockeren Geldpolitik aber bevorstehend
- Umfeld für Aktien- und Kreditmärkte weiter positiv: Aufwärtspotenzial ist aber limitiert und kurzfristige Korrektur möglich
- Trend bei langfristigen Zinsen bleibt mittelfristig aufwärtsgerichtet, aber kurzfristige Konsolidierung wahrscheinlich
- US-Dollar könnte mittelfristig unter Druck kommen – aktuell aber noch kein klarer Trend
Wesentliche Änderungen gegenüber dem Vormonat
- Das globale konjunkturelle Wachstum bleibt weiterhin sehr solide. Allerdings wirken seit kurzem die weltweiten Lieferkettenprobleme sowie ein inflationsbedingt rückläufiges Konsumentenvertrauen dämpfend. Beide Faktoren sollten aber temporär sein und dürften nicht zu einem grösseren Wachstumseinbruch oder gar zu Stagflation führen.
- Eine negative Ausnahme bildet China, das durch eine Immobilienkrise konjunkturell gebremst wird. Diese Abschwächung der Wirtschaft ist aber von den chinesischen Behörden gewünscht und wird deshalb noch längere Zeit anhalten. Mittelfristig dürfte dies auch auf globaler Ebene dämpfende Auswirkungen haben.
- Eine Eskalation der Probleme in China ist allerdings nicht zu erwarten. Die Zentralbank (PBoC) lockert bereits seit einiger Zeit massvoll die Geldpolitik und hat die Lage unter Kontrolle.
- Aufgrund der erwähnten Kombination wachstumsdämpfender Faktoren (Lieferkettenprobleme, Konsumentenvertrauen und China) wird der Spielraum auch für die US-Notenbank und die EZB wieder etwas grösser. Eine Straffung der Geldpolitik ist zwar weiterhin wahrscheinlich, dürfte aber moderater als bisher erwartet ausfallen.
- Damit besteht weiterhin ein Goldilocks-Umfeld für die Finanzmärkte, allerdings mit leicht abgeschwächtem Aufwärtspotenzial (d.h. „Goldilocks light“).
Aktuelle Lage und Positionierung
- Das globale konjunkturelle Wachstum ist weiterhin robust und wird durch einen Lageraufbauzyklus, hohe Bargeldbestände der privaten Haushalte sowie steigende Immobilienpreise zusätzlich gestützt. Allerdings schwächen die oben genannten Themen den Aufschwung etwas ab.
- Aufgrund dieser Dämpfung der Wachstumsdynamik passt die weiterhin sehr lockere Gelpolitik nunmehr wieder besser zum fundamentalen Umfeld. Eine monetäre Straffung bleibt trotzdem notwendig, aber in weniger starkem Ausmass. Die Zentralbanken erhalten deshalb wieder etwas mehr Handlungsspielraum bei der Fortführung ihrer Unterstützungsmassnahmen. Die Gefahr, dass die Notenbanken „hinter die Kurve geraten“ und von den Märkten zu restriktiveren Massnahmen gezwungen werden, nimmt ab.
- Insgesamt ergibt diese Kombination aus solidem, aber moderatem Wirtschaftswachstum, einer lockeren Geldpolitik und kontrollierter Inflationsentwicklung ein klassisches Goldilocks-Umfeld, das aufgrund der dämpfenden Faktoren zu einem „Goldilocks light“ herabgestuft wurde.
- Die konjunkturelle Abschwächung dürfte allerdings nur temporär sein und ein Durchstarten in absehbarer Zeit erscheint wahrscheinlich. Gleichzeitig dürfte die Inflationsdynamik vorübergehend wieder abnehmen. Damit ist die Gefahr einer aktuell viel diskutierten Stagflation vorerst sehr klein. Die Situation kann sich allerdings schnell ändern, wobei in diesem Fall mit rechtzeitigen Frühwarnsignalen der Konjunktur- und Teuerungsindikatoren zu rechnen ist.
- Insgesamt bleibt damit das allgemeine Umfeld für die Aktien- und Kreditmärkte noch positiv. Allerdings nimmt die Gefahr einer temporären Korrektur am Aktienmarkt zu. Hohe Bewertungen, etwas weniger Momentum bei der Geldpolitik sowie möglicherweise eine abnehmende Dynamik der Unternehmensgewinne wären gute Gründe für eine solche markttechnische Korrektur.
- Der Trend bei den langfristigen Zinsen bleibt nach oben gerichtet. Aber auch hier ist aus den genannten Gründen eine vorübergehende Konsolidierung mit wieder leicht tieferen Sätzen jederzeit möglich. Der US-Dollar bleibt momentan eine wichtige Reserve- und Fluchtwährung in einem Seitwärtstrend. Längerfristig wirken aber potenziell schwächende Faktoren (US-Handelsbilanz sowie eine tiefere Kaufkraftparität).
- Bei der Inflationsentwicklung wirken verschiedene kurzfristige und langfristige bzw. strukturelle Faktoren, was eine genaue Einschätzung der weiteren Entwicklung erschwert. Kurzfristig dürfte sich aufgrund von Basiseffekten, einer Beruhigung bei den Energie- und Immobilienpreisen sowie dem erwähnten leichten konjunkturellen Dynamikverlust eine Beruhigung einstellen. Längerfristig sorgen aber steigende Löhne, ausgetrocknete Arbeitsmärkte, eine teilweise Deglobalisierung, hohe Bargeldbestände der Konsumenten und immer noch steigende Geldmengen für ein Inflationspotenzial, das über dem Ziel der Zentralbanken von 2% liegen dürfte. Dieses erhöhte Inflationspotenzial ist aber in den Erwartungen der Konsumenten und Investoren bereits mehrheitlich enthalten und dürfte nicht für grosse negative Überraschungen an den Finanzmärkten sorgen.
Themen auf dem Radar
Aktuell wird die Gefahr einer „Stagflation“ intensiv an den Finanzmärkten diskutiert. Eine Stagflation ist eine Kombination aus Rezession bei gleichzeitig hoher Inflation, was für die Notenbanken ein sehr schwer zu lösendes Problem darstellen würde. Um die Inflation zu bekämpfen, müsste eine restriktivere Geldpolitik umgesetzt werden, was den Rezessionsdruck weiter verstärken würde.
Die Erwartungen bezüglich der Inflationsentwicklung spielen bei der Entstehung einer Stagflation eine entscheidende Rolle: Gerade aktuell sorgt die Erwartung einer höheren Konsumentenpreisinflation (siehe Grafik) für eine schlechtere Konsumentenstimmung und birgt damit potenzielle Gefahren für den Konsum und folglich für die Konjunktur.
Ansteigende Inflationserwartungen können die tatsächliche Inflation über Zweitrundeneffekte bei den Löhnen zusätzlich verstärken und damit die Stagflationsgefahr erhöhen. Die weitere Entwicklung muss deshalb genau beobachtet werden.
Positiv ist derzeit, dass das Momentum der Inflationserwartungen bereits wieder leicht zurückgeht. Weitere Faktoren und Basiseffekte sorgen auch bei der tatsächlichen Inflation aktuell für eine temporäre Entspannung. Damit ist zumindest im Augenblick die Gefahr einer Stagflation beschränkt. Die Erwartungen können sich aber schnell ändern und sind schwer vorherzusehen. Damit bleibt bis auf weiteres ein gewisses Restrisiko für eine Verschlechterung der Situation.
Chart: Inflationserwartungen für US-Konsumentenpreise steigen

Quelle TradingEconomics / Federal Reserve Bank of New York
Zusammenfassung der FischView Modellergebnisse
USA | Europa | Japan | Asien ex-Japan | LatAm | CEEMA | Legende | |||
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Aktien |
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Staatsanleihen |
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Credit Inv. Grade |
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Credit High Yield |
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Wandelanleihen |
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Rohstoffe | Energie: | Edelmetalle: | Indu. Met: |
Hinweise zu den Tabellen:
Hinweise zu den Tabellen: Änderungen zum Vormonat werden durch ↓ oder ↑ angezeigt. Z.B. bedeutet “O ↓”, dass das Feld im Vormonat mit “+” oder „++“ belegt war. Die genaue Methodologie, d.h. wie die Modellergebnisse berechnet werden und wie die verschiedenen Einzelelemente zur Gesamtsicht beitragen, wird hier erklärt. Bei den Staatsanleihen berücksichtigen wir die wichtigsten Anleihen jeder Region, z.B. Deutsche Bundesanleihen in Europa, sowie eine repräsentative Gruppe von Ländern jeweils in Lateinamerika, Asien ex-Japan und CEEMEA (Zentral- und Osteuropa, Naher Osten und Afrika).
Anlageklassen-Präferenzen
Diese Tabelle kombiniert Top-Down-Perspektiven mit Bottom-Up-Analysen auf Portfolioebene.
Most preferred | Least preferred | |
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Wandelanleihen |
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Global Corporates IG |
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Global Corporates |
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Global High Yield |
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Emerging Market Corporates – Defensiv |
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Emerging Market Corporates – Opportunistisch |
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Hinweis: Die bevorzugten bzw. am wenigsten bevorzugten Sektoren können sich je nach Anlageklasse aufgrund ihrer jeweiligen Performancetreiber unterscheiden. Insbesondere ist bei Wandelanleihen das Equity Exposure ein Schlüsselfaktor für die Wertentwicklung, während dieser Faktor für Unternehmensanleihen keine Relevanz besitzt.
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